Umstellung
entstanden für DonnaStage: Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie
Steinzeug, Ascheglasuren, 8 Tische 44 x 50cm / 2024
Fotos: Ulrich Kehrer
Saaltext zur Ausstellung:
Für den Kunstraum im Mariendom hat Elke Punkt Fleisch mit Asche glasierte Keramikobjekte entwickelt. Auf acht Tischen, die im Raum verteilt sind, platziert sie Systembretter, wie sie in der Familientherapie für Aufstellungsarbeit verwendet werden. Dazu hat die Künstlerin Frauen eingeladen, mit den Keramikobjekten die Konstellation ihrer eigenen Familie nachzustellen. Ausgehend von der „Heiligen Familie“ reflektiert Elke Punkt Fleisch in „Umstellung“ die Position der Mutter im Gefüge und System heutiger Familien.
Die Keramikobjekte sind Abformungen von Fingern und Händen der Künstlerin. Zentrales Objekt auf den Systembrettern ist eine aus Ton geformte Hand. Die jeweilige Frau und Mutter platziert die Gefäße, die für die Familienmitglieder stehen und legt das unglasierte „Handobjekt“ am Ende dieses Prozesses dazu, stellvertretend für die Haltungen und Gefühle dieser Rolle. Die Objekte für die einzelnen Familienmitglieder sind in erdigen, gedeckten Farben in Braun-, Ocker- und Grüntönen gehalten. Asche, die die Künstlerin für die Glasur verwendet, steht für Veränderung und Vergänglichkeit. Familien verändern sich in ihren Konstellationen, die Darstellungen auf den Tischen sind Momentaufnahmen.
Die skulpturale Inszenierung ist der sichtbare Teil eines Reflexionsprozesses über Rollen und Beziehungen. Begleitend zu den Gesprächen mit den Müttern über ihre
Herausforderungen, die Erwartungen an sie, die Aufteilung von Care-Arbeit und Verantwortung in der Familie entstand eine Sammlung von Zitaten, die als handschriftliche Aufzeichnungen in einem
Heft an der Wand der Turmkapelle hängen.
Die Auswahl der Mütter/Gesprächspartnerinnen erfolgte durch die Künstlerin. Sie repräsentieren unterschiedliche Familienkonstellationen, Herkunft und soziale Situation. In Anlehnung an die Geschichte, den Ort und das Thema „Künstlerische Positionen zur Heiligen Familie“ stellt sie den sieben Familien der Gegenwart die Familie Jesu zur Seite. Auf einem Tisch in der Mitte des Raumes platziert die Künstlerin zusammen mit einer Sozialpädagogin mit den Objekten stellvertretend Maria mit Josef und den „Geschwistern“ Jesu, auf die in biblischen Texten Bezug genommen wird. Der biblische Text spricht eindeutig von Geschwistern, von Brüdern und Schwestern Jesu. Ob es sich dabei um leibliche Geschwister, Stiefgeschwister, nahe Verwandte, Cousins und Cousinen oder im symbolischen Sinne um Mitglieder der christlichen Gemeinde handelt, ist eine Frage der exegetischen Begriffsarbeit und der theologischen Interpretation. Diese Frage steht auch nicht im Zentrum der künstlerischen Arbeit, sondern ist Ausgangspunkt für eine Reflexion über die Rolle der Frau und Mutter in einem komplexen, sich wandelnden Beziehungsgefüge - der Familie.
(Dr.in Martina Gelsinger)